Bildung und Werte standen im Mittelpunkt des Donnerstagabends. Gemeinderätin und CVJM-Mitglied Margit Gärtner hatte eine facettenreiche Runde von Gesprächspartnern eingeladen: Grundschulleiterin Heike Müller, Tabea Cramme, die bei der Stadtverwaltung Wildberg für Bildung und Betreuung zuständig ist, Elternbeirätin Simone Legrat sowie den Auszubildenden Valentin Enderle.
Eröffnet wurde der Abend durch einen Auftritt unseres Grundschulchors, der letztes Jahr Sieger des Chorwettbewerbs im Landkreis Calw wurde. »Dieser Auftritt ist zugleich unsere erste Probe für den diesjährigen Wettbewerb«, so Chorleiter und stellvertretender Leiter der Musikschule Wildberg, Peter Falk.
In die Diskussionsrunde leitete Oberkirchenrat Werner Baur mit einem Impulsreferat über. »Menschen werden nicht geboren, sondern gemacht«, zitierte er Erasmus von Rotterdam. Erziehung beginne bei den Eltern selbst: »Familie, Kindergarten und Schule brauchen Wertschätzung«. Selbstkritisch warnte er auch kirchliche Mitarbeiter: Viele in der Kirche seien so beschäftigt, dass kaum Zeit für Ehe und Familie bleibe. Doch inhaltlich sei der christliche Glaube in der Erziehung von Kindern ein sehr wichtiges Element: »Erzählungen der Bibel sind ein gigantisches Hoffnungspotential.« Baur stellte die gemeinsame Zeit innerhalb der Familie heraus, Rituale wie das gemeinsame Mittagessen stärkten junge Menschen besonders.
Schuldekan Thorsten Trautwein moderierte die anschließende Diskussionsrunde, bei der es um die Frage ging: »Kinder erziehen mit Herz und Verstand – braucht’s dazu Eltern?« Gerade in Sulz am Eck mit der Ganztagesbetreuung im Kindergarten und in der Grundschule gibt es hier Vergleichsmöglichkeiten.
Während Tabea Cramme von der Qualität der von ihr betreuten Kindergärten inklusive Kleinkindbetreuung im Stadtgebiet Wildberg überzeugt ist, betonte Valentin Enderle, dass es für Kinder am besten sei, in der frühen Kindheit bei der Familie zu sein. Kleine Kinder sollten nicht in der Kita abgegeben werden, damit die Eltern zur Arbeit könnten. Er selbst – der zugab, niemals gerne in den Kindergarten gegangen zu sein – wuchs in einem Haushalt mit mehreren Generationen auf und lernte so den christlichen Glauben schon von seiner Uroma kennen, die »im Sterben auf den Heiland hoffte«. In seiner Konfirmandenzeit habe er sich bewusst für den Glauben entschieden und arbeitet in der Jungschar mit.
Simone Legrat schätzte ebenfalls die Erziehung in der Familie, wo man von Erfahrungen aus der eigenen Kindheit profitieren oder Dinge auch bewusst anders machen könne. Sie forderte aber, den Eltern die Wahlfreiheit zu lassen, ohne sich gegenseitig zu verurteilen.
Heike Müller erklärte, wie Schüler in der Ganztagesschule gefördert und gefordert werden können. Sie plädierte dafür, statt der allgegenwärtigen Hektik auch Langsamkeit und sogar Langeweile im Leben von Kindern zuzulassen, »denn das schafft Kreativität«. Eine engere Zusammenarbeit mit Kirche und CVJM im Rahmen der Ganztagsbetreuung könne sie sich gut vorstellen.
In einem Abschlussstatement stellte Werner Baur fest: »Es gibt keine perfekte Erziehung.« Auch Fehler könnten die Persönlichkeit junger Menschen stärken. Er ermutigte die Eltern: »Sie müssen nicht alles richtig machen.«
Zeltpfarrer Thomas Wingert zeigte am Beispiel des biblischen Propheten Samuel auf, dass es keine Patentrezepte gibt: Schon in früher Kindheit »wurde der kleine Sammy im Tempelinternat abgegeben – und trotzdem isch ebbes aus ihm geworden«. Entscheidender als die Art und Weise der Erziehung sei die Beziehung zu Gott, die dem Leben Bestimmung gebe. Und: »Hoffnung gibt die Richtung vor.«
So war es ein Abend mit gegenseitigem Austausch und wertvollen Impulsen für das Zusammenspiel zwischen Eltern, Kindergarten, Schule und Kirche. Die politischen Konfliktpotentiale der Bildungspolitik blieben außen vor. Nur im kleineren Rahmen begann nach der Veranstaltung eine lebhafte Diskussion mit einem besorgten Vater, der eine ideologisch geprägte Bildungspolitik befürchtet. Eine verpflichtende Ganztagesschule an seinem Wohnort führe dazu, dass seine Kinder in der 500 Meter entfernten Schule bleiben müssen und gar nicht am gemeinsamen Mittagessen der Familie teilnehmen können. In vielen Belangen fühle er sich von der Kirche im Stich gelassen, trug er an Oberkirchenrat und Schuldekan heran.